Die Geschichte des ehemaligen Kasernengeländes an der Iserlohner Straße ist wechselvoll. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Kaserne fertiggestellt, in der 1945 zunächst ehemalige russische Zwangsarbeiter untergebracht wurden, die in ihre Heimat zurückgebracht werden sollten. Auf sie folgte die Unterbringung ungarischer Kriegsgefangener, bis das Gelände durch die britische Armee schließlich an die Belgier abgetreten wurde. Am 4. Oktober 1946 zog das belgische Militär in die Kaserne ein, die man von nun an „Quartier Houthulst“ betitelte – benannt nach einer Gemeinde in Flandern.
Die Zeit der belgischen Besatzung in Unna verlief nicht reibungslos: Die Soldaten hatten den Wunsch, ihre Familien nachkommen zu lassen, die Wohnraum benötigte. Kein einfaches Unterfangen in einer Region, die unter den Bombenangriffen während des Krieges stark gelitten hatte und in der Wohnraum somit recht knapp war. Die Aktion „Transplant“ sah es vor, Bewohner ohne feste Beschäftigung umzusiedeln und die so frei werdenden Wohnungen für belgische Familien zu nutzen – ein Vorhaben, das in Unna für großen Unmut und Proteste sorgte und dessen Umsetzung schließlich nicht zu Stande kam. Die Konflikte blieben indes bestehen, denn Wohnraum für die nachziehenden Familien wurde weiterhin benötigt. Zwar standen auf dem Kasernengelände einige Wohnungen zur Verfügung, diese wurden jedoch, genau wie der von der Stadt zur Verfügung gestellte Wohnraum, ohne Begründung abgelehnt. Um die Situation zu entschärfen, wurde 1950 nach weiteren Beschlagnahmungen (u.a. des Kurhauses) beschlossen, neue Offizierswohnungen zu errichten, was jedoch einige Zeit in Anspruch nahm und hohe Kosten verursachte.
In den folgenden Jahren entstanden immer wieder Situationen, die das Verhältnis zwischen Belgiern und der eingesessenen Bevölkerung belasteten – bis zur offiziellen Verabschiedung der belgischen Truppen im November 1955 und zum endgültigen Abzug der letzten Einheiten im April 1956.
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