persönliche Orte | Dr. Bärbel Beutner

Geburtsjahr: 1945
Herkunftsort der Eltern: Heiligenwalde bei Königsberg

Im Januar 1945 verließ meine Mutter hochschwanger gemeinsam mit meiner Schwester und meinem Bruder ihr Heimatdorf. Nur wenig später wurde ich auf der Flucht geboren.
Zuerst ging es für uns nach Danzig und dann weiter per Schiff. Als die Marine unser Schiff aufgriff, wurden wir zunächst nach Dänemark gebracht, das damals noch deutsch besetzt war. Und von dort aus wurden die Leute weiter verteilt.
Nach Unna kamen wir 1947. Da war ich wirklich noch klein, ich habe auch keinerlei Erinnerungen mehr an die Flucht. Unna war von Beginn an mein zu Hause, mein Nest. „Drecksnest“ hat meine Mutter es immer genannt, aber so dreckig war es ja damals im ganzen Ruhrgebiet mit all der Industrie und all den Zechen.
Natürlich ist Unna meine Heimat. Aber seit man seit 1991 auch wieder nach Kaliningrad fahren kann und man auch Heiligenwalde (russ. Uschakowo) wieder besuchen kann, ist auch dort meine Heimat. Als ich noch berufstätig war, bin ich immer in den Ferien hingefahren, heute tatsächlich alle paar Wochen. Ich habe dort viele Bekannte und Freunde und ich freue mich immer sehr, wenn ich da bin. Zwei Heimaten zu haben, ist schon etwas Besonderes.

Friedhof

In der Nähe des Westfriedhofs hat Frau Beutner früher gewohnt.

Lieblingsorte in Unna habe ich übrigens viele, zum Beispiel der Westfriedhof. Unsere erste Wohnung in Unna war dort ganz in der Nähe. Als wir dort weggezogen sind, hatte ich richtig Heimweh. Wir sind dann in die Friedrich-Ebert-Straße in Königsborn gezogen, in ein Haus von 1902. Das hat noch die alte Kurbadatmosphäre verströmt. Ich habe es geliebt, mir dort die ganzen wunderschönen Häuser anzuschauen, und mit dem Hund unseres Vermieters war ich oft im Kurpark. Damals stand da ja auch noch das Kurhaus. Typisch für meine Kindheit ist auch das Bornekampbad. Ich erinnere mich noch an das große Engagement der Unnaer, als das Bad Anfang der 1980er Jahre geschlossen werden sollte. Da haben wir alle unsere Kindheit verbracht, das konnte man doch nicht einfach schließen!
Und auf der Kirmes war ich gern. Von meiner alten Schule aus konnten wir immer den Aufbau der Karussells beobachten. Da hatten wir dann eine Riesenvorfreude.

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