persönliche Orte | Huu Phuoc Josef Le

Geburtsjahr: 1978
Herkunftsland: Vietnam

Ich bin 1980 mit meiner Familie (mit Eltern und zwei älteren Brüdern) aus Vietnam als sogenannter „Boat People“ geflohen und von der deutschen Hilfsorganisation Cap Anamur (unter der Leitung von Dr. Rupert Neudeck) aus dem Südchinesischen Meer gerettet worden.
Wir wurden damals als politische Flüchtlinge anerkannt und nach unserer Ankunft in Deutschland schnell der Kommune Unna zugeteilt.
Die erste „Station“ in Unna war die Landesstelle Unna-Massen. Meine Familie und ich bekamen im selben Jahr noch unsere erste Wohnung in Unna. Zu der Zeit war ich zwei Jahre alt.
An unsere Flucht und die Ankunft kann ich mich selbst nicht mehr erinnern. Meine Eltern und älteren Brüder (geb. 1971 und 1973) werden sicherlich noch Erinnerungen daran haben.
Die ersten Erinnerungen, die ich an das Leben in Unna habe, ist die Zeit im Kindergarten St. Martin. Da meine Familie einen katholischen Hintergrund hat, haben wir zur hiesigen Kirchengemeine St. Martin schnell Kontakt bekommen und dort Unterstützung bei der soziokulturellen und sprachlichen Integration erfahren. Wir wurden in unserem Umfeld herzlichst aufgenommen.

Kirchengemeinde St. Martin

In der Gemeinde St. Martin fand Herr Le Kontakt zu Anderen.

Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie ich als Kleinkind den ganzen Tag im Kindergarten verbrachte und wie mich die Erzieherinnen betreuten und sich meine ersten (Kinder-)Freundschaften dort bildeten. Während dieser Zeit machten meine beiden älteren Brüder ihre Erfahrungen in der Katharinen-Grundschule Unna.
Die kirchliche Sozialisation in der Gemeinde St. Martin war prägend für mich als Kind. Ich erinnere mich, wie unsere Familie regelmäßig über Kleiderspenden sowohl der Kirchengemeinde als auch der Caritas die „neuen“ Anziehsachen erhielt. Ich empfand dies als sehr spannende und erfreuliche Erlebnisse, die neue Kleidung zu sortieren bzw. auszuwählen und anzuprobieren. Genauso verhielt es sich mit den gespendeten Spielsachen, die wir als Kinder erhielten. Unsere Familie war sehr dankbar dafür.
Vor diesem Hintergrund sehe ich für mich persönlich die Landesstelle Unna-Massen, unsere erste Wohnung an der Iserlohner Straße, die Kirchengemeinde St. Martin und den dazugehörigen Kindergarten als wichtige „Orte der Migration“.
Meine Familie und ich sind in Unna sehr glücklich. Wir haben das Glück gehabt, hier in Unna unversehrt angekommen und von den Bürgern mit offenen Armen empfangen worden zu sein. Die Kirchengemeinde, die Stadt Unna mit ihren Institutionen sowie Organisationen haben uns materiell ausgestattet und besonders die Menschen in Unna haben uns dabei geholfen, uns hier zu integrieren und wohl zu fühlen, sodass ich Unna als meine „Heimat“ ansehe.
Ich wünsche allen „Neuankömmlingen“ ähnliche Erfahrungen bei der Kontaktaufnahme mit den Menschen aus Unna und eine „freundliche Willkommenskultur“, wie sie auch meine Familie und ich in den 1980er Jahren erleben durften.

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